Mit Frauen ist Frieden möglich
2. November 2019
Das ist die Botschaft, mit der Frauen in Uvira, Süd-Kivu, ganz im Osten des Kongo von Dorf zu Dorf, von Quartier zu Quartier ziehen. Sie singen eigene thematische Lieder, tanzen und führen kleine Sketchs auf und laden die Bevölkerung ein zum Mitmachen, eine Einübung von friedlichem Zusammenleben und gegen Gewalt.
Die Frauen verstehen sich als Botschafterinnen von Frieden in einer Umgebung, die geprägt ist von Widersprüchen: Vor der Stadt Goma liegt der grosse, tiefe Kivusee, der Ruhe ausstrahlt, nur wenige Kilometer im Hinterland herrscht aber Unsicherheit, der alles dominierende Vulkan brodelt weiter, er kann jederzeit ausbrechen. Bewaffnete Truppen bedrängen Menschen, kriegerische Ereignisse bedrohen die vielen Binnenflüchtlinge, die in Notunterkünften hausen, daneben schleppen Frauen und Mädchen schwere Lasten. Immer wieder gibt es ungeklärte Morde. Die Gegend von Uvira liegt weit weg von der Grossstadt Lubumbashi. Nur schon die Reise dorthin ist abenteuerlich. Es gibt zwar Inlandflüge, doch die sind für die einfache Bevölkerung zu teuer. Die Strassen und Wege im Kongo aber sind in sehr schlechtem Zustand. Mit Kleinbussen oder Motorrädern sind die Leute darauf unterwegs oder mit der Bahn, wenn diese funktioniert, oder mit dem Schiff, was eben gerade möglich ist. Viele Menschen sind deshalb einfach zu Fuss unterwegs, auch über sehr lange Distanzen.
In dieser Umgebung sind Gruppen von Frauen unterwegs. Sie haben inneren Frieden mit Gott gefunden und versuchen, die Botschaft des Friedens in ihrer Umgebung zu verbreiten mit ihren Liedern, ihren Aufführungen, ihrem Tanzen. Sie tun dies in ihrer Freizeit und stecken damit auch andere an. Sie tun dies, obwohl viele von ihnen schweres Leid erfahren, verschiedenen Formen von Gewalt ausgesetzt gewesen sind, nicht nur im Rahmen von Kriegsgeschehen und Rechtsun-sicherheit im Kongo, sondern auch im eigenen sozialen Umfeld durch häusliche Gewalt in ihrer Familie. Sie ermutigen durch ihr Zeugnis auch andere, die Botschaft des Friedens in ihr persönliches Umfeld weiterzutragen und auch an sich selbst zu arbeiten. So erfahren sie gegenseitige Kraft für ihre täglichen Herausforderungen und laden immer wieder neue Frauen ein, aktiver Teil des Friedensprozesses im Kongo zu sein.
Da die Frauen tragende Säulen in der afrikanischen Gesellschaft sind, wenn auch gleichzeitig Opfer von obsessiver Gewalt in einer patriarchalischen Gesellschaft, können sie als Brückenbauerinnen viel erreichen. Heute anerkennen auch zivile Verantwortliche, dass die Kirchen unverzichtbar sind in der Vermittlerrolle der Friedensförderung.
Connexio-Sonntag, 24. November 2019